Autoflowering Cannabissorten: Vor- und Nachteile

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Autoflowering Cannabissorten: Vor- und Nachteile

Überlegst Du Dir, auf autoflowering Cannabissorten umzusteigen? Nur wenige Anbauer sind in dieser Hinsicht ambivalent: Entweder man liebt oder hasst sie. Möchtest Du vorab herausfinden, zu welcher Kategorie zu zählst, bevor Du Dir Samen kaufst? Unser Leitfaden wird Dir bei Deiner Entscheidungsfindung behilflich sein.

Die autoflowering Sorten von heute und die ursprüngliche Lowryder-Linie unterscheiden sich wie Tag und Nacht. Anfangs waren Autoflowers eine absolute Neuheit, aber für Neulinge sehr attraktiv. Sie versprachen, binnen kurzer Zeit rauchbares Gras zu produzieren, sie benötigten keinen vollständig ausgebauten Grow Room und man musste sich keine Sorgen um Beleuchtungszyklen, Trainingsmethoden etc. machen. Einfach die Samen aussäen, gießen und abwarten.

Jedoch wurden etliche Anbauer von der verminderten Potenz, einem niedrigen Ertrag, schwachen Aromen und milden Highs abgeschreckt.

Was hat sich jedoch in der Zwischenzeit verändert? Heute ist es vielleicht nicht einmal mehr möglich, den Unterschied zwischen den Blüten einer modernen selbstblühenden und einer photoperiodischen Sorte zu erkennen, wenn man einen Rauchtest durchführt. In jüngster Vergangenheit kamen neue Hybriden ans Tageslicht, die THC-Gehalte von 20% oder mehr versprechen und deren Ertrag ebenso groß ist.

Dennoch sind autoflowering Sorten nicht jedermanns Sache. Die meisten Züchter lieben sie entweder oder sie hassen sie. Hier ist eine Liste der Vor- und Nachteile von selbstblühenden Sorten, damit es Dir leichter fällt, eine Entscheidung zu treffen.

PRO: KEINE 12 STUNDEN DUNKELHEIT FÜR DIE BLÜTE NÖTIG

Photoperiodische Cannabispflanzen benötigen eine gewisse Zeit lang Dunkelheit, um die Blüte einzuleiten. Die Pflanze wird in der vegetativen Phase bleiben, solange sie täglich mehr als 12 Stunden Licht bekommt. Wird sie 12 Stunden oder länger im Dunkeln stehen gelassen, bilden sich innerhalb einer Woche ihre Stempel. Während dieser Dunkelperiode kann selbst wenig Licht zu großen Problemen führen. Abhängig davon, wie lange sich die Pflanze bereits in der Blütephase befindet, können zusätzliche Lumen die Blütenbildung verzögern, die Größe der Blüten beeinträchtigen oder sogar dazu führen, dass Deine Pflanzen zu zwittern beginnen, Samen produzieren und somit Dein gesamtes Projekt zerstören.

Selbstblühende Cannabispflanzen hingegen verzeihen einige Fehler beim Anbauen. Sobald ihr genetischer Countdown etwa zwei oder drei Wochen nach der Keimung die Null erreicht, beginnen sie mit der Blütenbildung. Einige Sorten können rund um die Uhr 24 Stunden Licht ausgesetzt werden und Blüten bilden, während andere mindestens 6 Stunden Dunkelheit benötigen, um sich gesund entwickeln zu können. Anstatt zu raten, kannst Du Deine Beleuchtung einfach von Anfang bis Ende auf 18 Stunden Licht und 6 Stunden Dunkelheit stellen, wenn Du autoflowering Sorten anbaust. Lichtlecks verursachen normalerweise keine Probleme.

Autoflowering Sorten eignen sich auch für den Anbau im Freien, wo es naturgemäß zu einer variierenden Anzahl von Lichtstunden kommt. Daher musst Du Deinen Anbau im Freien zeitlich gut planen, damit Deine Pflanzen keinen Minusgraden ausgesetzt werden. Die meisten Sorten sind zwar kältetolerant, können eisigen Bedingungen jedoch nicht standhalten. Du solltest Deine Pflanzen lieber abdecken, falls im Frühling später Frost oder im Herbst eine frühzeitige Kälteperiode zu erwarten ist.

Bonus-Tipp: Da sie keinen strikten Licht-Dunkelheit-Zyklus benötigen, erfordern autoflowering Sorten weniger Wissen und Ausrüstung, um erfolgreich kultiviert werden zu können. Diese Faktoren machen selbstblühende Sorten attraktiver für Anbauanfänger.

You can keep your lights on an 18-on/6-off schedule from beginning to end

PRO: KURZE BLÜTEPHASE FÜR EINE SCHNELLE ERNTE

Selbstblühende Cannabispflanzen wecken bei den meisten Anbauern Interesse, da sie schnell in die Blüte gehen und eine schnelle Ernte ermöglichen. Photoperiodische Sorten können fast genauso schnell erntereif sein, wenn Du sie in einem 12:12-Licht/Dunkelheit-Zyklus ab oder kurz nach der Keimung der Samen kultivierst. Dies führt zu sehr kleinen Pflanzen. Die meisten Anbauer photoperiodischer Sorten lassen ihre Pflanzen hingegen vier bis sechs Wochen lang in der vegetativen Phase. Dann erst leiten sie die Blüte ein, sobald die Pflanzen eine gewünschte Größe erreicht haben oder sie Anzeichen sexueller Reife zeigen.

Bei selbstblühenden Sorten musst Du Dich darum nicht kümmern. Sie beginnen mit der Blüte nach einem festgelegten Zeitplan entsprechend ihrer genetischen Programmierung und haben eine sehr kurze Lebensdauer. In einigen Fällen können selbstblühende Cannabispflanzen nach nur sechs bis sieben Wochen nach der Aussaat erntereif sein. Es kommt selten vor, dass eine dieser Pflanzen 10 oder mehr Wochen für die Beendigung ihre Lebenszyklus benötigt. Man kann sich leicht ausrechnen, dass autoflowering Sorten die Wartezeit, bis man rauchbare Blüten von ihnen ernten kann, um acht Wochen oder mehr verkürzen können.

Falls Du Cannabis in einem kalten nördlichen Klima mit einem kurzen, nassen Sommer unter freiem Himmel anbauen möchtest, könnten autoflowering Sorten die einzig mögliche Option für Dich sein. Photoperiodische Sorten beginnen erst im Spätsommer mit der Blüte. Daher besteht ein hohes Risiko, dass sie von Schimmel befallen werden oder erfrieren, bevor die Blüten vollständig reif sind. Selbst eine lange Regenzeit im Herbst kann die gesamte Ernte beeinträchtigen. Autoflowering Sorten können dieses Risiko minimieren. Bei feuchtem Wetter solltest Du jedoch nach schimmelresistenten Sorten Ausschau halten. Feste, dichte Blüten, die den Luftstrom durch die Blütenkelche einschränken, verrotten, egal wie schnell sie erntereif sind.

PRO: DIE PFLANZEN SIND KLEIN UND UNAUFFÄLLIG

Die meisten selbstblühenden Cannabispflanzen sind im Vergleich zu einer ähnlichen photoperiodischen Sorte kleiner und unauffälliger. Sie sind normalerweise nicht größer als 120cm; einige sind jedoch nur 30cm groß. Dieser Umstand macht sie ideal für den Anbau in kleineren Anbauumgebungen wie Zelten, Schränken oder auf Balkonen. Passende Sorten für den Guerilla-Anbau können einfach in einer Waldlichtung anstelle von Waldflächen gepflanzt werden, um mehr Licht zu erhalten. Diese kleinen Cannabispflanzen können sogar hinter Büschen, Asthaufen oder sogar hohem Gras versteckt werden.

Ein Bonus ist, dass autoflowering Pflanzen kaum Unterstützung für lange, schlaksige Äste benötigen, die eventuell brechen könnten, sobald die Blüten anschwellen und an Gewicht zulegen. Auch wenn es selbstblühende Cannabispflanzen mit sehr starkem Geruch gibt, weisen die meisten jedoch schwächere Duftnoten als ihre vergleichbaren photoperiodischen Sorten auf. Aus diesem Grund muss man sich nur wenig oder keine Gedanken um Geruchsbelästigung machen.

Automatic cannabis plants can produce harvest-ready flowers in just six or seven weeks from germination

PRO: GEMEINSAMER ANBAU SELBSTBLÜHENDER UND PHOTOPERIODISCHER PFLANZEN

Um Deinen Anbauraum effizienter zu nutzen, kannst Du autoflowering und photoperiodische Cannabispflanzen direkt nebeneinander anbauen. Glücklicherweise wachsen photoperiodische Sorten genau in dem gleichen 18:6-Beleuchtungszeitplan, den die meisten Autoflowers für die Blüte bevorzugen. Das bedeutet, dass Du in Deinem Grow Room selbstblühende Sorten neben photoperiodischen Pflanzen in ihrer Wachstumsphase kultivieren kannst.

Ungefähr dann, wenn Du die photoperiodischen Pflanzen umtopfen und die Beleuchtung auf 12:12 umstellen musst, sollten die Blüten Deiner selbstblühenden Pflanzen erntereif sein. Auch wenn sie noch nicht fertig sind, kannst Du den Beleuchtungsplan ändern. Es tut den autoflowering Cannabispflanzen nicht weh, zu diesem Zeitpunkt für einige Tage bis zu einer Woche weniger Licht zu erhalten, was die Blüten dazu veranlassen könnte, zusätzlich Harz zu produzieren.

Im Freien funktioniert das genauso, nur dass Du im Abstand von zwei bis vier Wochen immer wieder neue selbstblühende Samen aussäen kannst. Die meisten Anbauer können während einer Anbausaison drei bis vier Ernten aus ihren autoflowering Pflanzen herausholen, wohingegen mit photoperiodischen Sorten nur eine Ernte pro Saison möglich ist. Es kann ein großer Vorteil sein, wenn man bereits vor der finalen Ernte im Herbst etwas Rauchbares braucht, falls schon alle Vorräte des letzten Jahres verbraucht sind.

CONTRA: GERINGERER ERTRAG

Cannabis ruderalis hat aufgrund der harten kalten Bedingungen in den Regionen, in denen sie sich natürlich entwickelt hat, eine kurze Lebensdauer. Ihr einziges Ziel ist es, sich unabhängig von den Umgebungsbedingungen so schnell wie möglich zu reproduzieren. Das bedeutet, dass der Ertrag minimal ist. Wenn Du also eine Ruderalis mit einer Indica oder Sativa kreuzt, um einen autoflowering Hybriden zu kreieren, führt dies fast immer zu einer geringeren Ausbeute. So viel zur Theorie.

Dies traf bei den frühen selbstblühenden Sorten, die als Lowryder bekannt sind, definitiv zu. Die heutigen autoflowering Sorten sind jedoch viel ertragreicher. Manchmal stehen sie dem Ertrag einer photoperiodischen Sorte um nichts nach. Wie ist das möglich? Erfahrene Züchter kultivieren viele selbstblühende Pflanzen und selektieren daraus die ertragreichsten, um mit ihnen die nächste Generation an Saatgut herzustellen. Im Laufe der Zeit stabilisiert dieser Prozess die ertragreichen Eigenschaften, so dass man als Anbauer sicher sein kann, dass die Ernte nicht zu klein ausfallen wird.

Abhilfe: Um einen geringeren Ertrag zu kompensieren, kannst Du mehrere Pflanzen in einem Sea-Of-Green (SOG) anbauen oder in 2-Wochen-Zyklen aussäen, um einen kontinuierlichen Anbau zu gewährleisten, so dass Du alle zwei Monate ernten kannst.

Se of Green early phase

CONTRA: GERINGERE POTENZ

Ruderalis produziert also einen geringeren Ertrag und weist zudem nur wenig THC auf. Diese Landrassen-Pflanzen sind äußerst robust und wachsen wild in Gräben und auf verlassenen Feldern in ihren Heimatregionen – und wenn man sie raucht, wird man keinerlei Wirkung verspüren können. Wenn man eine derartige Pflanze mit einer der stärksten photoperiodischen Cannabissorten kreuzt, so sagt einem die Logik, dass die Potenz des daraus entstandenen Hybriden um ungefähr die Hälfte geringer ausfallen wird. Das ist aber eben nur Theorie.

Heutzutage sieht die ganze Sache schon etwas anders aus. Im Rahmen selektiver Züchtung hat man sich auch um die Potenz, das Aroma und den Geschmack der Cannabispflanze gekümmert, so dass neuere selbstblühende Sorten genauso gut schmecken und riechen können wie traditionelles Gras. Neuere autoflowering Pflanzen sind mittlerweile auch farbenprächtiger geworden. Anstelle eines immer gleichbleibenden Grüns können die Pflanzen je nach Genetik und Anbauumgebung Farbtöne von Rosa, Lila, Rot oder Blau aufweisen.

Abhilfe: Sollte Deinem Gras die nötige Potenz fehlen, gibt es ein paar Lösungsansätze. Der einfachste ist, einfach mehr zu rauchen. Am kompliziertesten ist es, Konzentrate damit herzustellen. Du kannst auch eine Mango essen. Das Myrcen-Terpen dieser Frucht ist dafür bekannt, das Cannabis-High zu verbessern.

Concentrates

CONTRA: KONTROLLVERLUST

Das ist eine große Sache. Erinnerst Du Dich an all diese Vorteile, wie schnelle Ernten, geringere Höhen und den einfacheren Anbau? Hier kommt der Preis dafür. Du hast nur sehr wenig Kontrolle über Deine autoflowering Cannabispflanzen. Du kannst jedoch bestimmen, wann Du die Samen aussäst und wann Du Deine Pflanzen bewässerst oder düngst.

Deine Pflanzen benötigen eine gewisse Größe, um einen größeren Ertrag entwickeln zu können. Du kannst Deine Pflanzen zwar klonen oder trainieren, aber es kann auch je nach Sorte vergebliche Liebesmüh sein. Vor allem dann, wenn selbstblühende Pflanzen High Stress Training unterzogen werden, benötigen diese ausreichend Zeit, um sich wieder anzupassen und zu regenerieren. Stecklinge brauchen etwa eine Woche, um Wurzeln zu entwickeln und neue Klone befinden sich in derselben Wachstumsphase wie die Mutterpflanze – was bedeutet, dass diese immer kleiner sein werden als die Mutterpflanze. Somit verliert man wertvolle Zeit, was einem geringeren Ertrag und weniger Potenz gleichkommt.

Keine andere Art Cannabis wächst so selbstständig wie autoflowering Pflanzen. Säe Deine Cannabissamen, kümmere Dich gut darum und lasse Deine Pflanze einfach ihren Job machen. Je weniger Du sie bemutterst, desto besser werden sie sich entwickeln.

ZUSAMMENFASSUNG

Die heutigen autoflowering Cannabispflanzen sind viel potenter und produktiver als ältere Sorten und können eine kluge Wahl für Anbauanfänger sein. Man muss jedoch gewisse Kompromisse schließen. Es liegt daher an Dir, die Vor- und Nachteile abzuwägen und selbst zu entscheiden. Falls Du Dir immer noch nicht sicher sein solltest, könntest Du sie auch einfach einmal ausprobieren, oder?